In der Rubrik "Einwurf" veröffentlichen wir Berichte, Kommentare und Meinungen unserer Mitglieder. Diese Einzelmeinungen sind nicht zwangsläufig Parteimeinung!
In unserem Wald sollten Wirtschaftlichkeit und Erholungswert in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Notwendige Forstaktionen stoßen aber immer häufiger auf emotionale Ablehnung. Es ist in der Tat kein schöner Anblick, wenn großvolumige Baumernter beim Baumfällen sind. So sind folgende Reaktionen zu erklären: „Der Wald ist nicht mehr zur Naherholung geeignet.“ oder „Niemand kommt gegen die Holzgier an – die holzverarbeitende Industrie muss bedient werden.“
Lassen wir doch einmal die Fakten sprechen: Wald bedeckt in Deutschland 32 % der Fläche. Die Holznutzung ist hierzulande klar nachhaltig; Holzentnahme und natürliches Absterben verbrauchen nur 87 % des Zuwachses. Auch die Zahl der dicken Bäume nimmt ständig zu. Mit 42 % Waldfläche nimmt Hessen den Spitzenplatz in Deutschland ein. Im Odenwald ist mehr als 50 % von Wald bedeckt, mit zunehmendem Trend infolge der Aufgabe landwirtschaftlicher Nutzflächen. Wegen stark schwankender Marktpreise sind die Erlöse in Euro im Plan/Ist-Vergleich oft irreführend. Besser geeignet sind hier Angaben in Festmeter (fm). Nach dem Plan-Ist-Vergleich in Mühltal standen für die neun Jahre 2004 bis 2014 insgesamt 1500 fm Holz mehr als geplant zum Verkauf. Die Planabweichung beruht zu einem beträchtlichen Teil auf Windbruch. Die gelegentlich erhobene Forderung, Baumveteranen, die mehr als 120 Jahre alt sind, zu erhalten, ist im Sinne der geforderten Nachhaltigkeit nicht realistisch. So sind in 120 ha des Gemeindewaldes (insgesamt 310 ha) die Bäume älter als 120 Jahre (Stand 2006). Irgendwann wären die meisten anderen Bäume ebenfalls so alt und man müsste die Waldbewirtschaftung, die ja den Wald auch unterhält, einstellen. Dies wäre ein klarer Verstoß gegen das Hessische Waldgesetz, nachdem Nutzen, Klimaschutz und Erholung gewährleistet sein müssen. Übrigens: im Mühltaler Wald gibt es bereits 145 geschützte Baum-Veteranen. Im Sinne der Nachhaltigkeit müssen nicht nur emotionale Gesichtspunkte sondern auch rationale Argumente beachtet werden, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder noch einen Erholungswald vorfinden. Waldpflege ist also nicht gleich Waldfrevel, wie manche Waldfreunde meinen.
Dr. Gerhard Giebenhain