Homeschooling im digitalen Neandertal

Veröffentlicht am 28.04.2020 in Allgemein

Außer stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins der SPD Mühltal bin ich Vater von zwei grundschulpflichtigen Kindern, arbeite nahezu Vollzeit – und seit dem 16. März bin ich zeitweise auchnoch Grundschullehrer für die Klassen 1 bis 4.

Ehrlich gesagt wollte ich das eigentlich nicht – laut hessischem Kultusministerium sollten wir den Kindern ja bis zu den Osterferien auch nichts neues beibringen – aber man setzt sich trotzdem mit den Inhalten auseinander.

Auf Nachfrage, wie das Homeschooling weitergeht und ob man sich von Seiten der Schulen auf die Zeit nach den Osterferien vorbereitet und darüber nachdenkt auch wieder neue Inhalte zu vermitteln (die Kinder warten darauf) und in welchem Rahmen, wurde in der Regel mit dem Verweis auf Wiesbaden geantwortet.

Für die hessischen Schulen gab es kein digitales System, mit dem ein Homeschooling sinnvoll durch die Lehrer erfolgen konnte. Somit suchte sich jeder Lehrer seine Lösung selbst. Entsprechend groß war die Bandbreite – nicht nur an der Schule meiner Kinder -. Die Bandbreite der Lösungen seitens der Lehrer reichte von einem Satz magerer Aufgabenstellungen für 3 Wochen, unsortiert, bis hin zur täglichen Video-Konferenz mit Verteilung der Aufgaben für den Tag. Ein einheitliches und chancengleiches Vorgehen sieht anders aus.

Durch meine Tätigkeit an der TU Darmstadt sind mir Online Lehr- und Lernwerkzeuge in denen man Aufgaben einstellen und bearbeiten kann bekannt und auch für die Grundschulen kenne ich doch die eine oder andere Anwendung, z.B. „Anton“ oder „Antolin“ die genutzt werden kann. Durch meine berufliche Arbeit kenne ich auch Werkzeuge für Video-Konferenzen und Online-Zusammenarbeit. Nach kurzer Recherche konnte ich feststellen, dass es auch für Schulen existierende Lösungen für Lernplattformen gibt. An einer solchen Lösung wird nun -nach 5 Wochen- gearbeitet. Ich verfolge mitgroßem Interesse die Umsetzung.

Selbst wenn es das Online – Lehr- und Lernwerkzeug dann für Alle gibt, wäre das nicht die abschließende Lösung, da unklar ist, ob im Ortsteil Frankenhausen aufgrund des schlechten Anschlusses überhaupt mehrere Schüler gleichzeitig an Lehreinheiten per Live-Video teilnehmen könnten.

Neben dem vermitteln der Lehr- und Lerninhalte sind auch die persönliche Beziehung der Kinder untereinander und zu den Lehrern – die eine wesentliche Bezugsperson der Kinder sind – sehr wichtig für deren persönliche Entwicklung. Es muss möglich sein, den Klassenverband zu erhalten und Kontakte im Klassenverband zu pflegen.

Ich empfinde es als nicht hinnehmbaren Zustand, dass die ohnehin schon vorhandene Spaltung der Bildungshistorien nun auch noch zunimmt. Kinder von Eltern, die das aktuell betriebene Homeschooling nicht umfassend unterstützen können verlieren schlimmstenfalls bereits Erlerntes. Hingegen Kinder, deren Eltern dies ohne Probleme bewerkstelligen und ggf. auch noch neue Inhalte vermitteln, kehren stärker in die Schulen zurück.Es ist für mich selbstverständlich, dass wir besonders den Kindern die Möglichkeit zur digitalen Teilhabe anbieten müssen. Dazu gehört die Verfügbarkeit eines digitalen Anschlusses und eines Tablets oder PC ́s genauso wie die zum Schulbeginn ausgegebenen Schulbücher.

Die Corona Krise zeigt uns auf dem Gebiet der digitalen Schulbildung unseren aktuellen Zustand und dass wir für Investitionen und deren Umsetzung zu wenig übrighaben. Der digitale Status in der Schule im Vergleich zu anderen europäischen Ländern entspricht wohl eher dem eines Entwicklungslandes.Dies sollten wir ändern. Wir haben die Möglichkeiten.

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