Von einer Welle an Kindern überrascht

Veröffentlicht am 15.12.2020 in Kommunalpolitik

Kita Nieder-Beerbach

In der aktuellen Corona-Krise wird von Kindern viel Verständnis abverlangt: Dafür, dass sie nicht mehr zum Vereinssport können, dass sie in der Schule aufgrund von fehlenden Luftfiltern durch das Dauerlüften frieren müssen und dass sie – wie neulich in einer der gemeindeeigenen Kitas geschehen – aufgrund eines Corona-Falles in Verbindung mit den beengten Räumlichkeiten allesamt für zwei Wochen vorsorglich in Quarantäne geschickt werden. Auch wenn es schwerfällt, beißt man die Zähne zusammen und trägt solidarisch sein Päckchen, wie auch alle anderen in dieser herausfordernden Zeit.

Eine Tatsache lässt einen jedoch dennoch etwas stutzen: Auch ohne COVID-19 gibt es in Mühltal seit Jahren das Problem, dass wir auf ganze Wellen von Kindern scheinbar nicht vorbereitet sind. Entweder es fehlen Kindergärten, Krippen oder schlichtweg die Erzieher. Wobei man sich an dieser Stelle fragen muss, ob dies im Gegensatz zur aktuellen Pandemie mittlerweile in Mühltal nicht ein sehr vorhersehbares und im wahrsten Sinne des Wortes berechenbares Ereignis sein müsste.

Wir können uns noch gut erinnern, als vor etwa drei Jahren der Kapazitätsmangel in der Ü3-Betreuung so massiv war, dass die Eltern zum ersten Mal in der Mühltaler Geschichte zu einer Demonstration zusammenkamen und die Gemeindevertretung mit Hochrechnungen und Tabellen zu den damaligen Differenzen aufzuklären versuchten. Die SPD war damals die einzige Fraktion, die sich der Eltern annahm und die Fehlplanung erkannte. Mit diesem politischen Rückhalt erkämpften sich die Eltern schlussendlich die Inbetriebnahme eines Notkindergartens im alten Rathaus in Traisa. Somit konnte zumindest der Anspruch auf einen Betreuungsplatz erfüllt werden. Als dann auch die Letzten Einsehen hatten, dass man bei dieser Welle nicht um einen Neubau herumkommt, hatte die SPD mit der neu gegründeten Bürgerinitative „Kinder in Mühltal“ dazu beigetragen, dass dieser nicht, wie ursprünglich geplant, auf dem Spielplatz im Hag errichtet wird, sondern auf dem Pfaffenberg.

Von der Planung einer Überkapazität war anschließend aus einigen Kreisen die Rede, weil die Gemeinde für einen – wenn auch nur kleinen – Augenblick in der glücklichen Lage war, tatsächlich den Rechtsanspruch jedes Kindes zu erfüllen und in jenem neuen Kindergarten jedem Elternteil einen Platz ab dem dritten Geburtstag bieten zu können. Es scheint, dass in dieser Folge sehr große Lockerungen in der Bedarfsplanung Einzug hielten.

Denn heute, zwei Jahre später kommt erneut und wieder unerwartet eine zweite Welle an Kindern so plötzlich über Mühltal, und wieder sind wir unvorbereitet. Die Folge: Ganze Familien werden aufgrund fehlender Plätze in eine etwas andere Form des Lockdowns geschickt. Und eins ist dabei klar: Abgesehen von den nicht einzuhaltenden Absprachen von Eltern gegenüber ihren Arbeitgebern sind in Corona-Zeiten die Betreuungseinrichtungen wie Kitas sowie Schulen das Einzige, was unseren Kindern für das soziale Miteinander noch geblieben ist.

Während in der ersten Welle vor allem die Nieder-Ramstädter und Trautheimer Eltern überrascht wurden, so traf es diesmal vor allem Familien aus Nieder-Beerbach mit einer vorher noch nie so dagewesenen Wucht, die neben Corona durch den fehlenden Betreuungsplatz nun doppelt gebeutelt sind. Wenn man sieht, wie Kinder unter der Corona-Krise und den fehlenden sozialen Kontakten leiden, ist es unverantwortlich von den dafür Verantwortlichen, dass eine der wenigen Aktivitäten, die Kindern erlaubt ist, nämlich das Spielen mit Gleichaltrigen im Kindergarten oder in der Krippe, aufgrund von mangelnder Planung verwehrt wird. Von den Sorgen der berufstätigen Eltern im Hinblick auf ihre Arbeit ganz zu schweigen. Die Katastrophe zeichnete sich bereits im März ab, doch eine dazugehörige Anfrage der SPD zu den Kapazitäten blieb bis heute unbeantwortet. Über die Zahlen schweigt man. Vermutlich, weil man sie selbst nicht im Blick hat und weil viele Kinder einfach vom Himmel fallen.

Fakt ist: Schon die Planung der Kapazitäten weist für das Jahr 2021 größere Lücken auf. Die tatsächliche Kapazität ist aber noch kleiner als die geplante, weil die Gemeindeverwaltung unter anderem nicht genügend Erzieher rekrutieren kann. Deshalb fehlen allein bis Ende dieses Jahres insgesamt 43 Plätze in der U3- und Ü3-Betreuung – ergo sind das Kinder, die eigentlich noch in diesem Kita-Jahr einen Anspruch auf Betreuung hätten und dieser erst im nächsten Sommer (hoffentlich) erfüllt wird. Allein 15 Familien aus Nieder-Beerbach sind betroffen und schier verzweifelt.

Was ist zu tun? Alles, nur nicht aussitzen! Mit den fehlenden Betreuungsplätzen sind Existenzen verbunden. Eltern müssen arbeiten gehen, die Corona-geplagten Kinder brauchen Kontakt zu Gleichaltrigen. Langfristige Lösungen wie die Erweiterung des Nieder-Beerbacher Kindergartens nach dem Auszug der Feuerwehr in einen Neubau oder die perspektivische Errichtung einer zusätzlichen Waldgruppe sind begrüßenswert, helfen jedoch nicht, den akuten Bedarf zu decken. Die Eltern brauchen Lösungen. Und zwar jetzt. Die Bereitstellung ausreichender Betreuungskapazitäten ist unsere zentrale Aufgabe und muss oberste Priorität bekommen. In Krisenzeiten wird in jedem Unternehmen eine Taskforce gegründet, die sich mit Nachdruck um Lösungen kümmert. Der Zeitpunkt dafür ist jetzt! Kinder sind nämlich kein Virus und auch kein Problem. Eine Welle von Kindern muss man nicht eindämmen und bekämpfen, man muss sie jedoch wahr- und ernst nehmen und entsprechend planen. Damit unsere Kinder in Mühltal einen guten Start ins Leben bekommen.

Daria Hassan, SPD Mühltal

 
 

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